Neinsagen und warum es zentral ist für unsere Selbstfürsorge

Neinsagen ist entscheidend für unser Wohlbefinden, denn wir habe nur eine begrenzte Anzahl an Ressourcen zur Verfügung. Während es sehr schön ist, für andere da zu sein und ihnen zu helfen, ist es gleichzeitig wichtig, dass wir gut für uns selbst sorgen. Wenn mir die Zeit fehlt und ich mich gestresst fühle, sollte ich mir gut überlegen, ob ich die Zeit und die Energie habe, eine weitere Anfrage oder Bitte zu bewältigen. Und zwar so zu bewältigen, dass es mir danach immer noch gut geht und ich genug Energie habe für mich selbst. Neinsagen ist Selbstfürsorge.

Der Begriff Selbstfürsorge bezeichnet die Dinge, die ich für meine körperliche und mentale Gesundheit tue. Dies beinhaltet z. B. guten Schlaf, gesunde Ernährung, Beziehungen zu Familie und Freunden oder auch genügend Bewegung an der frischen Luft. Selbstfürsorge geht aber noch weiter und umfasst auch Körperpflege, ein gutes Buch lesen, einen Tee trinken, sich kreativ betätigen und alles, was eine Person dabei unterstützt, Energie zu tanken und mit Stress leichter umgehen zu können.

Die Schwierigkeit mit dem Jasagen

Ja zu sagen, ist grundsätzlich eine schöne Sache und darf gerne kultiviert werden. Ein Ja aus Überzeugung und Freude eröffnet unendlich viele Möglichkeiten zu lernen und zu wachsen. Es unterstützt uns selbst und andere. Personen, die bereitwillig Ja sagen und helfen, gelten als nett, fürsorglich, aufmerksam und höflich. Schöne Eigenschaften. Wer jedoch zu viel Ja zu anderen sagt, kommt im eigenen Leben unter Umständen zu kurz.

Der Duden nennt als eines der Synonyme für Jasagerin das Wort “Erfüllungsgehilfin”. Das Synonym gilt als abwertend und ist wirklich ein unschönes Wort. Es verdeutlicht, wie ich finde, aber sehr treffend, was am Jasagen problematisch ist. Ein Ja aus falschem Pflichtgefühl und aus einem Müssen heraus unterstützt uns nur vermeintlich und zwar indem es unsere Hoffnung nährt, dass wir mit unserem Helfen gemocht werden, dass wir dazu gehören oder dass wir Harmonie schaffen. In Wirklichkeit aber werden wir mit einem solchen Ja zu Helferinnen bei der Bedürfniserfüllung von anderen Personen.

Ob die andere Person uns etwas dafür zurückgibt, liegt ausserhalb unserer Kontrolle. Unser Wohlbefinden wird dadurch abhängig von den Taten und Hilfsbereitschaft einer anderen Person. Was, wenn nichts zurückkommt? Was passiert dann mit uns, die wir doch alles gegeben haben für die andere Person? Das kostet uns Zeit und Energie. Ohne die Fähigkeit, auch mal Nein zu sagen, wird es auf Dauer zu viel Zeit und Energie verbrauchen, so dass kaum etwas für uns selbst übrig bleibt.

Die Schwierigkeit mit dem Neinsagen

Es ist nicht immer einfach, Grenzen zu setzen und Nein zu sagen. Je nach Situation und involvierter Person kann es uns einfacher oder schwerer fallen. Zudem spielt es auch eine Rolle, wie (und ob) wir gelernt haben, uns abzugrenzen. Es kann leicht geschehen, dass wir uns ein Nein nicht erlauben, weil wir Angst vor der Reaktion haben oder nicht als egoistisch gelten wollen. Vielleicht setzt das schlechte Gewissen ein, weil wir glauben, dass es unsere Aufgabe ist, anderen zu helfen. 

Verschiedene Faktoren hindern uns daran, gesunde Grenzen zu setzen, und sie können sehr vielschichtig sein. Unangenehme Erfahrungen, erlebte Grenzüberschreitungen, einschränkende Glaubenssätze, Harmoniebedürfnis, der Wunsch nach Zugehörigkeit und Verbundenheit. Gesunde Grenzen sind für unser Wohlbefinden und für unsere Gesundheit aber entscheidend. Wer nie lernt, sich gut abzugrenzen, verliert Zeit, Energie und Selbstbestimmung. Andere verfügen dann über unsere Ressourcen, die wir mit unserem Ja zu anderen bereitwillig abgeben. Neinsagen und Grenzen setzen gehört zur Selbstfürsorge unbedingt dazu.

Mit einem Nein schützen wir u.a.:

  • unsere Gefühle (“Ich fühle mich nicht wohl, mit Dir über Thema XY zu sprechen.”)
  • unsere Zeit (“Ich helfe Dir sehr gerne, heute geht es aber nicht. Wie wäre es morgen?”)
  • unsere Energie (“Heute benötige ich Zeit für mich.”)
  • unseren Körper (“Du kommst mir zu nahe, ich will das nicht.”)
  • unser Eigentum (“Wenn Du Dir etwas anschauen willst, frag mich bitte zuerst, bevor Du es einfach nimmst.”)

5 Mythen zum Neinsagen

“Wenn ich Nein sage, dann enttäusche ich die andere Person.”

Ja, das kann durchaus passieren, nur sind wir nicht dafür verantwortlich, denn die Gefühle der anderen Person liegen in der Verantwortung der anderen Person. Deine Verantwortung liegt darin, Dein Nein respektvoll zu kommunizieren. Ein Nein nach aussen ist ein Ja nach innen. Du stehst für Dich selbst ein.

“Wenn ich Nein sage, dann bin ich nicht nett.”

Deine Abgrenzung hat nichts mit Deiner wundervollen & netten Persönlichkeit zu tun. Es handelt sich hierbei um zwei verschiedene Dinge. Falls eine Person Dich nur nett findet, weil Du zu jeder ihrer Anfragen Ja sagst, dann hat das nichts mit Deiner Nettigkeit zu tun, sondern nur mit ihrem Vorteil.

“Wenn ich Nein sage, dann kommt es zum Konflikt.”

Du hast jederzeit das Recht, etwas abzulehnen – aus welchen persönlichen Gründen auch immer. Der Konflikt entsteht nicht dadurch, dass Du Dich abgrenzt und nach Deinen Bedürfnissen handelst, sondert er entsteht häufig dadurch, dass die andere Person Dein Nein nicht akzeptieren will. Das ist vollkommen in Ordnung. Es handelt sich dabei um die Gefühle und Motive der anderen Person und hat nichts mit Dir zu tun. Vergiss das nicht.

“Der anderen Person zu helfen, kostet mich ja nichts.”

Es kostet Dich Energie, es kostet Dich Zeit und es kostet Dich vielleicht Nerven. Vielleicht kommst Du in Stress, weil Deine Tagesplanung über den Haufen geworfen wird. Ein Ja ist dann für Dich wertvoll, wenn Du es ohne Reue und Unmut sagen kannst.

“Neinsagen ist egoistisch.”

Personen, die gelernt haben, zuerst auf die Bedürfnisse der anderen Rücksicht zu nehmen, oder die als Kind nicht Nein sagen durften, haben häufig den Eindruck, dass Neinsagen ein Ausdruck von Egoismus ist in der Annahme, dass das Gegenüber schon einen guten Grund haben wird, um einen Gefallen zu bitten. Vielleicht fühlt man sich auch geschmeichelt, dass man gefragt worden ist. Was in solchen Situationen dann unterdrückt wird, ist, wie es einem selbst dabei geht, den Gefallen zu erfüllen. Es ist aber wichtig, in sich hineingehören und zu verifizieren, was man selbst gerade baucht und ob die Bitte damit in Konflikt steht. Für sich selbst gut zu sorgen, ist kein Egoismus, sondern eine Notwendigkeit.

Die gute Nachricht: Wir können Neinsagen lernen.

Wenn Dich beim Neinsagen das schlechte Gewissen plagt, versuche herauszufinden, woher das kommt. Gibt es einen bestimmten Satz, der Dir dann in den Sinn kommt, und der Dich daran hindert, dass Du für Deine Bedürfnisse einstehst? Falls ja, dann frage Dich, ob der Satz wirklich wahr ist. Dies kann helfen.

Neinsagen und Grenzen setzen sind meine Herzensthemen. Ich weiss, was es heisst, keine Grenze zu besitzen, viel Verantwortung für mich und andere zu übernehmen, immer zu helfen und für alles andere Zeit und Energie zu haben – nur nicht für mich. Bis meine Bedürfnisse und ich an der Reihe waren, hatte ich in der Vergangenheit zum einen überhaupt keine Energie mehr übrig und zum anderen stand ich vollkommen alleine da. Per Zufall bin ich auf einen Artikel in einem Magazin gestossen, in dem es um Grenzen setzen und Nein sagen ging, und ich stellte fest: Das ist genau mein Thema! Ich wusste weder, wie meine Grenze aussieht, noch konnte ich kraftvoll Nein sagen. Also habe ich mich auf den Wege gemacht, es zu lernen.

Neinsagen ist für mich zu einer Hauptsäule einer guten Selbstfürsorge geworden. Ich kann mir noch so gut schauen; wenn ich nicht Nein sagen kann, fehlt mir eine wesentliche Fähigkeit, damit ich mich gut um mich selbst sorgen kann. Ich wünsche mir, dass mein Artikel Dir einige Denkanstösse rund um das Thema Neinsagen mitgeben konnte.

Meine Mission: Selbstfürsorge durch Neinsagen

Ich habe es mir zur Mission gemacht, meine Erkenntnisse zum Neinsagen und Grenzen setzen weiterzugeben, denn ich wünsche mir eine Welt, in der alle dazu befähigt sind, gut für sich selbst zu sorgen. Neinsagen hat ganz viel mit Jasagen zu tun, denn ein Neinsagen zu anderen ist ein grosses Ja zu sich selbst. Es ist ein Jasagen zu den eigene Gefühlen, Bedürfnissen und Wünschen.

How to “Nein, danke!” – in 4 Wochen kraftvoll Nein sagen und Grenzen setzen

Ich lade Dich herzlich dazu ein, an meinem 4-wöchigen Online-Kurs teilzunehmen. Den Kurs gibt es aktuell für CHF 0 und kostet Dich lediglich Deine aktive Teilnahme und Dein konstruktives Feedback.

Ab dem 4. März 2024 schauen wir uns gemeinsam z. B. folgendes an:

  • Wie fühlt sich der Impuls zum Neinsagen an und wie dient er uns?
  • In welchen Situationen und bei welchen Personen fällt Dir Neinsagen leicht oder besonders schwer?
  • Welche Arten des Neinsagens gibt es?
  • Wie kannst Du Nein sagen üben?

Weitere Infos und den Link zur Anmeldung findest du unter https://sonjakueng.com/kurs

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Hi, ich bin Sonja – Life Coach für Resilienz, Grenzen & Gelassenheit.

Ich bin Wissensvermittlerin, Unterstützerin, Ermutigerin, ewig Lernende, Entdeckerin & Kreative wohnhaft in Langenthal.

Mein Interesse gilt mentaler und seelischer Gesundheit. Meine Leidenschaft ist die Frage nach dem gelingenden Leben und einer Alltagsgestaltung, die dem Menschen in seiner Ganzheit dient. Dabei geht es für mich u.a. um Stress, Resilienz, Selbstfürsorge und Grenzen. Ein Kernpunkt für mich ist eine gesunde Ich-Grenze, die wohlwollendes Neinsagen und Gelassenheit ermöglicht. Meine Vision: Ein Alltag und ein Leben, von dem wir keine Ferien brauchen.

Erfahre hier mehr über mich. Zudem freue ich mich immer über einen fruchtbaren Austausch. Lass uns gemeinsam auf Entdeckungsreise gehen!